Im Interview mit Farmitoo erzählt Sandra Fausch, wie die GemüseAckerdemie Liechtenstein den verantwortungsvollen Lebensmittelkonsum durch Theorie und Praxis lehrt und somit ein Umdenken hin zu mehr Weitsicht in der Gesellschaft etabliert.
Hallo Sandra, kannst du eure Arbeit bei “GemüseAckerdemie” kurz beschreiben?
Sehr gerne! Wir möchten mittels Schulgärten wieder mehr Wertschätzung für unsere Lebensmittel, deren Herkunft und Entstehungsprozesse schaffen und dadurch einen verantwortungsvollen Konsum erzielen. Das Bildungsprogramm ist eine Kombination aus Theorie und Praxis.
So bauen Kinder in ihrem eigenen Schulgarten über die Saison bis zu 30 verschiedene Gemüsesorten an und lernen so durch Tun. Im Unterricht unterstützen Bildungsmaterialien, die nach dem Prinzip einer Bildung für nachhaltige Entwicklung aufgebaut sind. Wir teilen die Mission und Vision der GemüseAckerdemie Deutschland natürlich wesentlich, welche hier zu finden ist.
Unsere Arbeit hier in Liechtenstein besteht derzeit darin möglichst viele potentielle Schulen sowie Partner für das Programm zu gewinnen. Unser Ziel ist es die GemüseAckerdemie langfristig in Liechtenstein zu etablieren und gemeinsam mit den Gründern der GemüseAckerdemie Deutschland, Dr. Christoph Schmitz und der Schweiz, Simone Nägeli, weiterzuentwickeln.
Woher kam die Motivation für eure GemüseAckerdemie?
Es war ein einfacher Flyer, der alles ins Rollen gebracht hat. Die Aufschrift GemüseAckerdemie ließ mich schmunzeln und den Inhalt mit Interesse lesen. Dabei haben sich unbeschreibliche „Flow-Gefühle“ im ganzen Körper bemerkbar gemacht. Schwer zu beschreiben, hatte ich das Gefühl ich hielt mein eigenes „Produkt“ in der Hand, welches ich nach sehnlichen Wunsch nach dem Studium etwas „Sinnstiftendes“ zu machen, entwickelt hätte. Anstelle enttäuscht zu sein, dass die GemüseAckedemie von anderen entwickelt wurde, war ich umso motivierter mit ihnen in Kontakt zu kommen. Kurzum habe ich die Verantwortlichen kontaktiert und ihnen mitgeteilt, dass ich mir sehr gut vorstellen könnte das Konzept nach Liechtenstein zu bringen und es eigentlich auch schon konkret im Sinn hatte.
Worauf seid ihr besonders stolz?
Als Team sind wir stolz auf die bisherige Leistung. Ganz besonders freut es uns, in dieser Aufbauphase bereits auf Schloss Vaduz bei seiner Durchlaucht Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein für ein Austauschgespräch gewesen zu sein. Die Einladung erfolgte keine zwei Tage, nachdem ich ihm einfach einen Brief geschrieben habe. Da waren wir schon etwas baff und gleichzeitig war es ein bestätigendes Gefühl. Dass er unser Vorhaben begrüßt, verstärkt dieses Gefühl.
Richtig stolz bin ich darauf meiner Intuition gefolgt zu sein, der Idee Raum gegeben zu haben und mich damit vorerst gegen die „wirtschaftliche Sicherheit“ entschieden habe. Dieses Risiko ist aber gleichzeitig auch das Potential. In den letzten Monaten hat sich vieles gefügt, sodass die GemüseAckerdemie Liechtenstein Stück um Stück Realität werden darf.
Welche Rolle spielen die Unterstützer eurer Initiative?
Ohne die vielen Stimmen beim Ideenkanal wäre es mir schwer gefallen an mein Vorhaben zu glauben. Ohne das sich ergebende Team hätte ich wohl während der Crowdfunding Kampagne aus Ressourcengründen aufgegeben, sowie ohne die knapp 60 UnterstützerInnen hätten wir nun kein Startkapital. Auch die künftigen UnterstützerInnen werden eine zentrale Rolle spielen. Sie alle werden mit ihren Möglichkeiten dazu beitragen sich gemeinsam für eine Generation stark zu machen, die weiss, was sie isst.
Stehen zukünftige Projekte an, über die ihr sprechen möchtet?
Die grösste Aufmerksamkeit liegt derzeit sicherlich im Aufbau und der Etablierung der GemüseAckerdemie an Liechtensteins Schulen, Kindergärten und Kitas. Im weiteren streben wir an, das Konzept auf die Erwachsenen zu übertragen. Aus AckerSchulen werden AckerUnternehmen. Was in meinem Kopf bereits als weitere Vision kursierte, als ich von der GemüseAckerdemie erfuhr, sollte sich wenig später in Deutschland als Testprogramm unter dem Namen AckerPause erweisen. Ideale Voraussetzungen also um auch hier bald wieder von den Erfahrungswerten profitieren zu können und das Programm unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten wie auch Eigenheiten anzubieten.
Abschliessende Worte oder Wünsche für die Zukunft?
Das Motto der GemüseAckerdemie ist gleichzeitig auch mein persönlicher Herzenswunsch. Eine Generation, die weiß was sie isst und damit Verantwortung übernimmt. Durch das breite Netzwerk und die hoffentlich sich noch vielen ergebenden Partnerschaften und Menschen, die wir über die GemüseAckerdemie erreichen, wünsche ich mir auch ein Umdenken hin zu mehr Weitsicht in der Gesellschaft.
Vielen Dank an Sandra Fausch von der GemüseAckerdemie für das Interview und weiterhin viel Erfolg wünscht Farmitoo!