In den vergangenen Jahrzehnten sind Mähdrescher nicht nur größer und leistungsstärker geworden, sondern auch die Technologie hat sich stetig weiterentwickelt. Sie sind die unangefochtenen Erntemaschinen in der Landwirtschaft und werden etwa maximal acht Wochen im Jahr eingesetzt. So können neben verschiedenen Getreidesorten wie Weizen, Gerste und Roggen auch Sonnenblumen, Bohnen, Raps und Körnermais gedroschen werden.
Bis zu 18.000 Liter Körner im Tank
Die Technik und Leistung moderner Mähdrescher haben sich rasant weiterentwickelt. Neue Maschinen sind vollgepackt mit elektronischen Kontroll- und Steuerungssystemen, werden immer leistungsstärker und verfügen über Motoren mit bis zu knapp 800 PS. Die größten Modelle arbeiten mit Schneidwerken von über 13 Metern Arbeitsbreite. Ihre Korntanks, in denen das gedroschene Getreide gesammelt wird, fassen beeindruckende 18.000 Liter.
Mit einer durchschnittlichen Arbeitsgeschwindigkeit von fünf Kilometern pro Stunde schafft ein mittelgroßes Mähdreschermodell im Durchschnitt etwa 1,8 bis 2 Hektar pro Stunde – das entspricht fast drei Fußballfeldern oder etwa 13 Tonnen Getreide. Diese hohe Leistung ist entscheidend, da für die Getreideernte nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung steht, in dem aufgrund der Wetterverhältnisse möglichst viel geerntet werden muss. Die Geräte sind zudem teuer und sollten somit während der Erntezeit optimal ausgelastet werden.
Wie ein Mähdrescher funktioniert
Im Grunde funktionieren alle modernen Mähdrescher nach dem gleichen Prinzip. Das Erntegut wird mit dem Schneidwerk geschnitten und eingezogen. Die Haspel positioniert die Halme des Ernteguts durch eine Drehbewegung optimal, um die Pflanzen am Boden sauber abzuschneiden und zur Einzugstrommel zu führen. Die schnell rotierende Einzugstrommel leitet Halme und Ähren zum mittig gelegenen Einzugskanal der Maschine.
Dreschtrommel schlägt Körner aus den Ähren
Über Einzugsketten gelangt das Erntegut in das Innere des Mähdreschers und wird zur Dreschtrommel befördert. Die Dreschtrommel besteht aus sich schnell drehenden Einzeltrommeln und dem gegenüberliegenden Dreschkorb. Halme und Ähren werden von den Trommeln mit hoher Geschwindigkeit über den Dreschkorb geführt, wobei etwa 90 Prozent der Körner ausgeschlagen werden. Das Stroh mit den verbliebenen Körnern wird weiter zum sogenannten Schüttler befördert.
Der Schüttler besteht aus schräg gestellten Metallrosten, die durch intensive Schüttelbewegungen die restlichen Körner von den Ähren lösen. Alle abgetrennten Körner werden im unteren Bereich des der Maschine gesammelt und zusammen mit den Körnern aus der Dreschtrommel einer Reinigungsanlage zugeführt. Die Reinigung erfolgt durch Druckluft und Siebe, die Spreu, Sand und kleine Steine vom Korn trennen.
Rotor statt Schüttler
Viele moderne Varianten setzen heute anstelle eines Schüttlersystems auf einen Rotor, um die restlichen Körner von den Ähren zu trennen. Durch schnelle Rotation eines oder mehrerer Rotoren werden die Körner quasi ausgeschleudert und durch Fliehkräfte vom Stroh getrennt. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile: Während der Rotor einen höheren Durchsatz und somit eine höhere Flächenleistung ermöglicht, bieten Mähdrescher mit Schüttlern eine bessere Strohqualität, da das Stroh schonender ausgedroschen wird.
Eine gute Strohqualität ist vor allem für Betriebe mit Tierhaltung wichtig, die das Material als Einstreu nutzen. Daher kommen hier in der Regel Modelle mit schonenden Schüttlern zum Einsatz. Das ausgedroschene Stroh wird ohne weitere Bearbeitung auf das Feld zurückgeführt und anschließend mit einer Ballenpresse zu Strohballen gepresst.
Lohnt sich ein Mähdrescher für kleine Betriebe?
Ein leistungsstarker Mähdrescher mit umfangreicher Ausstattung kann je nach Modell zwischen 300.000 und 500.000 Euro kosten, während Top-Modelle einzelner Marken sogar bis zu 800.000 Euro erreichen können. Daher investieren meist nur größere Ackerbaubetriebe in eigene Erntemaschinen. Kleinere Betriebe setzen stattdessen oft auf sogenannte Lohnunternehmen. Diese bieten den Einsatz teurer Maschinen als Dienstleistung für den Ackerbau und die Ernte an.
Stroh als organisches Material für den Boden
Bei reinen Ackerbaubetrieben ohne Tierhaltung bleibt das Stroh oft als organisches Material auf der Fläche. Durch den Verrottungsprozess verbessert es das Bodenleben und fördert den Humusaufbau. Um das Stroh in den Boden einarbeiten zu können, wird beim Dreschen ein Häckselaggregat am hinteren Auswurfkanal des Mähdreschers aktiviert. Es schneidet das anfallende Stroh in wenige Zentimeter lange Häcksel, die gleichmäßig über die gesamte Schnittbreite auf der Fläche verteilt werden.
Das geerntete und vorgereinigte Korn sammelt sich im Korntank. Sobald der Tank voll ist, wird der Inhalt über ein seitlich ausklappbares Überladerohr auf einen Anhänger oder Lkw befördert. Um Zeit zu sparen, kann dieser Überladeprozess sogar im laufenden Arbeitsprozess erfolgen, während der Mähdrescher weiterarbeitet und die Transportfahrzeuge parallel zur Erntemaschine fahren, um das Korn aufzunehmen.