Pflanzenschutzmittel verhindern oder heilen Kulturpflanzen von Krankheiten und kontrollieren pflanzenschädigende Organismen. Im Rahmen einer gesunden Nutzpflanzenzucht ist es von entscheidender Bedeutung, gesundes Saat- und Pflanzgut zu verwenden und die Kulturen zu schützen, ohne dabei unseren Böden oder unseren Lebensmitteln zu schaden. Die hierfür verwendeten Mittel müssen für die Umwelt geeignet und Ihr Gebrauch in der Region und zur entsprechenden Jahreszeit zugelassen sein. Daher ist es wichtig zu wissen, wie man die passenden Pflanzenschutzmittel auswählt.
Wozu dienen Pflanzenschutzmittel?
Pflanzenschutzmittel werden eingesetzt, um Produktion und Erträge zu steigern. Einige Arten schützen Kulturpflanzen vor Unkraut oder Ungräsern, andere eliminieren oder bekämpfen Schädlinge, die die Produktion zerstören könnten. Die Verwendung von dieser Substanzen ist auf europäischer Ebene reglementiert. Die zuständigen nationalen Behörden erteilen Genehmigungen auf der Grundlage bestimmter Kriterien, wie die Risiken der Produkte für die biologische Vielfalt, die Risiken für den Menschen, sowie die Wirksamkeit ihres Schutzes und der Auswirkung auf den Ertrag. Dabei ist es die Aufgabe des Endkunden, sich beim Fachhändler oder anderen zuverlässigen Quellen über die aktuelle Zulassung von verwendeten Pflanzenschutzmitteln zu informieren. Vor der Anwendung sollten das Etikett des Produkts und seine Bestandteile aufmerksam gelesen werden. Häufig müssen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Daher sollten Sie Risiko und Nutzen immer gut abwägen.
Die verschiedenen Arten von Pflanzenschutzmitteln
Pflanzenschutz kann kurativ oder präventiv eingesetzt werden. Landwirte können Saatgut behandeln, um ihre Produktion zu erhalten oder zu regulieren. Sie können auch verschiedene Produkte verwenden, um pflanzliche Organismen zu behandeln und zu schützen:
- Herbizide zur Reduzierung von Unkraut
- Fungizide zur Kontrolle des Auftretens von Pilzen auf Kulturpflanzen
- Hilfsstoffe zur Stärkung des Pflanzenschutzes
- Spurenelemente zur Entwicklung der Kulturen
- Insektizide zur Bekämpfung von Insekteneiern und -larven
Landwirtschaftliche Produkte sind für Menschen und Tiere von lebenswichtiger Bedeutung. Daher unterliegt der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln strengen Auflagen.
Pflanzenschutzmittel: Die rechtlichen Grundlagen
Der übermäßige Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft während der Nachkriegszeit hat unserer Umwelt großen Schaden zugefügt. Es wird immer wichtiger, diese Praktiken in zukünftigen Produktionsstrategien zu berücksichtigen, um unsere Umwelt – Wasser, Luft und Boden – zu schonen.
Die von der EU vorgegebenen Regeln werden in Deutschland hauptsächlich im Pflanzenschutzgesetz geregelt. Das Lebensmittel- und Futterrecht spielen ebenfalls eine Rolle. Die Einhaltung dieser Regeln wird durch umfangreiche Kontrollen sichergestellt. Die Zuständigkeit hierfür liegt bei den Bundesländern und verschiedenen Instituten.
Namentlich sind hier das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und das Julius-Kühn-Institut zu nennen. Die Landwirte haben eine Dokumentationspflicht, bei der die folgenden Punkte schriftlich festgehalten werden müssen:
- Name des Anwenders
- Fläche, Schlag, Bewirtschaftungseinheit
- behandelte Kultur
- Einsatzdatum
- verwendete Substanzen (volle Bezeichnung)
- exakte Aufwandmenge
Die Dokumentation muss zeitnah erfolgen und spätestens zum 31.12. des Anwendungsjahres vollständig vorliegen. Bei der Kontrolle wird ebenfalls die Vollständigkeit der Unterlagen des Vorjahres überprüft. Die Aufzeichnungen müssen mindestens weitere drei Kalenderjahre aufbewahrt werden. Eine konkrete Form wird hierbei nicht vorgegeben. Es muss ersichtlich sein, welches Pflanzenschutzmittel auf welcher Fläche verwendet wurde. Flächen, die gleich bewirtschaftet wurden, können zusammengefasst werden. Auch der Anwenderschutz und ein gültiger Sachkundeausweis werden bei diesen Kontrollen überprüft. Werden die Mindeststandards nicht erfüllt, kann es zu einem Bußgeld kommen.
Die richtige Schutzausrüstung beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
Pflanzenschutzmittel können schwerwiegende Auswirkungen auf Ihre Gesundheit haben. Das Tragen von Schutzausrüstung wird während dieser Etappen dringend empfohlen:
- Transport
- Lagerung
- Vorbereitung
- Anwendung
- Reinigung der Ausrüstung
Jedes Pflanzenschutzmittel birgt Gesundheitsrisiken und nur durch das Lesen des Etiketts oder der Anwendungshinweise kann die Ausrüstung an die individuellen Risiken angepasst werden. Es gibt zwei große Risiken, die es zu vermeiden gilt:
- Kontaminationsrisiken über die Haut: Hautkontakt macht fast 70 % der Kontaminationsrisiken aus. Dementsprechend ist es ratsam, folgende Schutzausrüstung zu tragen:
- Handschuhe aus Nitril oder Neopren, die mit dem CE-Zeichen und dem Logo gekennzeichnet sind (Norm EN 374-3)
- Schutzanzug für den Pflanzenschutz, im Idealfall mindestens Typ 3 (flüssigkeitsdicht) oder 4 (sprühdicht). (Norm EN 14605)
- Stiefel (Norm EN 13832)
- Kontaminationsrisiken durch Einatmen: Dies kann sehr gefährlich sein, wenn der Pflanzenschutzraum nicht richtig belüftet ist. In diesem Fall und je nach Risiko ist es ratsam, zu tragen:
- Eine Einweg-Halbmaske (EN 149 zertifiziert)
- Schutzbrillen und -masken, wasserdicht (EN 146 CE Sigle 3)
- Eine Vollmaske (Norm EN 166)
- Eine Atemschutzvollmaske mit Gebläseatemschutz-System
Die Verwendung dieser Schutzausrüstung hängt ganz von den im Betrieb verwendeten Produkten ab. Deswegen ist es unerlässlich, die Produktetiketten vor der Anwendung zu lesen. Eine Angewohnheit, die wir alle übernehmen sollten, denn alle wichtigen Angaben sind hier zu finden. Die Informationen befinden sich auf der Verpackung und in den Anwendungshinweisen. Seit Juni 2015 haben Produkte neue Symbole, die die Gefährlichkeit des Produkts zeigen. Diese Piktogramme sind Rauten mit einem roten Rand auf einem weißen Hintergrund. Darüber hinaus sollten Sie auch darauf achten die Lösungen mit einer geeigneten Pflanzenschutzspritze auszutragen.
Weitere Kriterien für die Auswahl von Pflanzenschutzmitteln
Die Wahl eines Pflanzenschutzmittels wird nicht nur nach dem Bedarf und dem Etikett getroffen. Tatsächlich gibt es weitere Regelungen, die die Anwendung und Auswahl dieser Produkte eingrenzen:
- Die Sperrzeit vor der Ernte gibt an, wie viele Tage zwischen der Behandlung und der Ernte liegen müssen (auf dem Etikett). Sie beträgt bei den meisten Produkten drei Tage.
- Sperrzonen von fünf bis 100 Metern vermeiden die Kontamination von Wasserläufen.
- Schutz von Bienen und anderen bestäubenden Insekten. Diese Tiere zu schützen, bedeutet, die biologische Vielfalt zu erhalten. Daher ist es verboten, während der Blütezeit Insektizide oder Akarizide auszubringen.
- Die Einhaltung der Wiederbetretungsfrist, da Pflanzenschutzmittel von mehreren Stunden bis zu mehreren Tagen aktiv bleiben können. Diese Frist dient dem Schutz der Gesundheit der Menschen, die auf diesen Parzellen arbeiten. Die Wiederbetretungsauflagen sind stark abhängig von den behandelten Kulturen und den dabei verwendeten Mitteln. Das Minimum beträgt sechs Stunden bei offenen Kulturen, acht Stunden bei geschlossenen Kulturen, 24 Stunden nach der Anwendung von Produkten mit den Warnhinweisen SF179, SF189 oder SF1891, SF1911, SF194 und sogar 48 Stunden bei Produkten, die wie folgt gekennzeichnet sind: SF192 und SF193. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Auch viele in der biologischen Landwirtschaft verwendeten Produkte sind Pflanzenschutzmittel. Hierbei wird jedoch oft mehr Wert auf den Schutz der biologischen Vielfalt gesetzt.
Alternativen zu Pflanzenschutzmitteln
Wenn man sich mit dem Thema befasst, stellt man fest, dass es viele alternative Techniken zu Pflanzenschutzmitteln gibt. Die Ergebnisse scheinen kurzfristig weniger wirksam zu sein, erweisen sich aber oft mittel- und langfristig als durchaus effektiv. Damit diese Art von Techniken wirksam ist, müssen sie mit verschiedenen Anbauweisen kombiniert werden, die das Risiko der Ausbreitung von Bioschädlingen verringern. Hier einige alternative Praktiken:
- Fruchtfolge: eine Praxis aus dem Mittelalter, bei der verschiedene Pflanzenfamilien auf demselben Feld angebaut werden.
- Falsches Saatbett: den Boden so vorbereiten, dass die Samen der Unkräuter keimen können und diese dann vor der Aussaat vernichten.
- Bodenbedeckung: ermöglicht die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und verringert Unkräuter in der Folgekultur.
- Aussaat verzögern: Herbstherbizide sind anfällig für Auswaschung. Die Verzögerung der Aussaat reduziert negative externe Effekte auf die Umwelt.
- Prophylaxe: Praxis zur Begrenzung der Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen
- Mechanische Bodenbearbeitung: eine aus der ökologischen Landwirtschaft bekannte Technik.
- Begrünung der Kulturen: Vorher ausgewählte Arten einsetzen, um Konkurrenz zu machen.
- Mulchen: Technik, die das Wachstum von Unkräutern und bestimmten Pilzen durch Lichtentzug einschränkt.
- Schutznetze: Diese Technik ersetzt Insektizide und verhindert, dass die Schmetterlinge die Früchte erreichen (z. B. Apfelbäume)
- Resistente Sorten anbauen: Pflanzen kultivieren, die widerstandsfähiger gegen Krankheiten sind.
- Funktionale Biodiversität: Anlocken, Unterbringen und Füttern von einheimischen Nützlingen rund um die Kulturen, um dazu beizutragen, dass die Schädlingspopulationen unterhalb der wirtschaftlichen Schadensschwelle bleiben.
Pflanzenschutzmittel in der Bio-Landwirtschaft
In Deutschland ist der chemische Pflanzenschutz streng reglementiert. Es wird die Devise verfolgt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Es gibt aber auch landwirtschaftliche Betriebe, die komplett auf die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln zu verzichten versuchen. Biologische Landwirtschaft ist eine Produktionsweise, die die Umwelt und das Wohlergehen von Tieren und Menschen besser schützt. Diese Art des Anbaus beruht auf mehreren Prinzipien:
- Die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten, um die Pflanzen zu ernähren
- Verbot der Verwendung von synthetischen Chemikalien wie Glyphosat
- Natürliche Produkte verwenden
- Entwicklung eines vielfältigen Ökosystems
- GVOs verbieten
Das Hauptziel der ökologischen Landwirtschaft ist es, den Einsatz nicht erneuerbarer Ressourcen während der Produktion zu begrenzen. Dafür gibt es eine Übergangszeit, die sogenannte „Umstellung“, in der sich die Anbauweise hin zur neuen Produktionstechnik wechselt. Während dieser Zeit darf der Gewerbetreibende seine Produkte nicht mit der Bezeichnung „Bio“ vermarkten. Das Label kann erst nach einer mindestens zweijährigen Umstellzeit verwendet werden.
Die biologische Landwirtschaft verfügt über eine umfassende Definition für die neue Landwirtschaft. Ein wichtiger Bestandteil dieser Anbauweise ist das Verwenden von Nützlingen oder Mikroorganismen zum Pflanzenschutz. Dieser beruht auf der Verwendung lebender Organismen oder natürlicher Substanzen in Kulturen. Diese 100 % natürliche Strategie ist für die Bio-Produktion unerlässlich.
Es gibt zwei Hauptkategorien:
- Nützlinge: Wirbellose, Insekten, Milben oder Nematoden. Organismen, die sich von Pflanzenschädlingen ernähren
- Natürliche Pflanzenschutzmittel
- Chemische Botenstoffe: Pheromone, die den Wein- und Obstbauern seit Langem bekannt sind, ermöglichen die Kontrolle der Populationen durch die Methode der sexuellen Verwirrung.
- Mikroorganismen: Viren, Bakterien oder Pilze – sie werden eingesetzt, um Kulturpflanzen vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen.
- Andere natürliche Substanzen: Sie sind pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Ursprungs und kommen in der natürlichen Umwelt vor.
So entscheiden sich immer mehr Betriebe, zum Beispiel durch Ansätze der regenerativen Landwirtschaft, dazu komplett ohne Pflanzenschutzmittel anzubauen.