Der Einstieg in die ökologische Landwirtschaft

Die ökologische Landwirtschaft

Seit einigen Jahren ist die ökologische Landwirtschaft ein echter Erfolg, sowohl bei den Verbrauchern, die sich Sorgen um unseren Planeten und die Herkunft der Lebensmittel auf ihren Tellern machen, als auch bei den Erzeugern. Die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft ist eine strategische und ethische Entscheidung.  Unternehmer, die diesen Schritt wagen wollen, haben zwei Möglichkeiten: Sie können sich direkt mit einem neuen Biohof niederlassen oder einen bereits bestehenden Betrieb auf Bio-Landwirtschaft umstellen. Welche Gründe, welche Lösungen und welche Unterstützung gibt es für den Einstieg in den ökologischen Landbau?

Eine strategische, ethische und wirtschaftliche Entscheidung

Die Lebensmittelindustrie wird immer wieder von Skandalen überschattet und weckt das Misstrauen der Verbraucher mehr denn je.  Verbrauchern wird immer bewusster, wie wichtig es ist, die Zusammensetzung von Erzeugnissen zu überprüfen. Zusätzlich zu dieser wachsenden Besorgnis veranlasst die Problematik des globalen Klimawandels die Verbraucher dazu, Produkte aus nachhaltigen Produktionsketten zu wählen. Die ökologische Landwirtschaft scheint daher ein hervorragendes Mittel zu sein, um sich eine treue Kundschaft zu sichern.

Ökologische Landwirtschaft: Vorteile für den Verbraucher und den Landwirt

Biosiegel schaffen Vertrauen bei den Verbrauchern, erweisen sich aber auch für die Erzeuger als vorteilhaft. Und zwar nicht nur in Bezug auf ihr Image. In den letzten 15 Jahren haben mehrere Studien die Erträge der ökologischen Landwirtschaft unter die Lupe genommen, und das Fazit scheint durchweg positiv zu sein. Zwar ist die Bio-Landwirtschaft immer noch zwischen 8 und 25 % weniger produktiv als die konventionelle Landwirtschaft, dafür werden aber 50 % weniger Pflanzenschutzmittel benötigt. Der Unterschied in der tatsächlichen Produktion wird also durch die geringeren Ausgaben mehr als ausgeglichen.

Trotz dieses Ausgleichs gilt es gerade in der ökologischen Landwirtschaft auf eine Ertragsstabilisierung und ein gesundes Pflanzenwachstum zu achten. Herausforderungen wie der Klimawandel, Wasser- und Bodenknappheit sowie Krankheits- und Schädlingsbefall verlangen nach neuen Ansätzen. Einen wichtigen Beitrag liefert SEEDFORWARD, ein junges Unternehmen aus Osnabrück, mit seinen bio-basierten Saatgutbehandlungen. Die Saatgutbehandlungen mit Biostimulanzien ermöglichen einen verbesserten Feldaufgang, eine effizientere Ressourcennutzung und eine stressstabile Bestandsentwicklung in allen Wachstumsphasen. Somit sind die Voraussetzungen für eine gesicherte Ertragsstabilität trotz zum Beispiel extremer Wetterereignisse gegeben. 

Eine Schweizer Studie hat zudem festgestellt, dass der Boden eines Biohofs fruchtbarer ist und eine wesentlich höhere Biodiversität beherbergt. Diese Ausrichtung erscheint also sinnvoll und spricht immer mehr Landwirte an. Tatsächlich nimmt der Anteil der ökologischen Landwirtschaft in Deutschland stetig zu: Im Jahr 2020 gab es in Deutschland rund 35.396 Bio-Betriebe, was 10,3 % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche des Landes entspricht.

Die ersten Schritte zur ökologischen Landwirtschaft

Generell ist eine Beratung vor der Niederlassung unerlässlich: Es sind mehrere Behördengänge erforderlich, und es müssen eventuell Grundstücke und Lieferanten gefunden werden. Um Unternehmer im Biolandbau zu werden, müssen Junglandwirte ihr Projekt zunächst gut durchdenken. Vor dem Start kann es sinnvoll sein, die zuständige Landwirtschaftskammer, das Landwirtschaftsamt oder einen der Bio-Verbände aufzusuchen, die Ratschläge erteilen und für Klarheit sorgen können. Es gibt bundesweit verschiedene Beratungsangebote, die Interessenten an die lokalen Akteure weiterleiten. Diese können Ihnen helfen und sie mit nützlichen Informationen für ihr Bundesland versorgen. Falls Sie noch am Anfang Ihrer Karriere stehen, kann auch die Option einer Ausbildung oder sogar eines Studium im Bereich ökologische Landwirtschaft attraktiv sein.

Ausbildung oder Studium für die ökologische Landwirtschaft

Der Quereinstieg in die Landwirtschaft ist möglich, aber eine zusätzliche Herausforderung. Eine Ausbildung oder ein Studium bieten viele Vorteile und kann Sie mit einem gewissen Basiswissen ausstatten, das Ihnen dabei hilft, Ihren Betrieb erfolgreich zu bewirtschaften. Es gibt viele Biohöfe, die Ausbildungsplätze anbieten. Die dreijährige Ausbildung kann auf zwei Jahre verkürzt werden und erfolgt im Betrieb und in der Berufsschule. 

Auch mehrere Hochschulen bieten inzwischen spezifische Studiengänge zum Thema ökologische Landwirtschaft an, hier gibt es unterschiedliche Schwerpunkte. Darüber hinaus gibt es auch duale Studiengänge, die durch ihren Praxisbezug für zukünftige Landwirte wohl besonders interessant sind. 

Neben einer Ausbildung in einem Bio-Betrieb oder dem Studium an einer Hochschule ist insbesondere das Traineeprogramm “Ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft” interessant für Berufsanfänger. Für 11 Monate arbeiten Sie in einem Betrieb und erwerben in einem weiteren Monat theoretische Kenntnisse im Bereich der Wertschöpfungskette, Management und weiteren branchenspezifischen Zusatzqualifikationen. Am Ende des Programms entscheiden Unternehmen und Trainee über einen weiteren Verbleib. 

Sollten Sie den Sprung ins kalte Wasser wagen und einen eigenen Betrieb eröffnen wollen, stehen Ihnen die eingangs genannten Behörden und Verbände zur Seite. Wie auch in anderen Branchen ist ein solider Geschäftsplan sinnvoll, dieser wird sowohl von Banken als auch von Förderstellen eine häufig verlangt. Ein Geschäftsplan geht auf die Entwicklung der Aktivitäten auf dem Bauernhof in den nächsten fünf Jahren ein. Er muss die Besonderheiten des ökologischen Landbaus berücksichtigen und die Erträge, Investitionen, Umstellungszeiträume, Absatzmärkte und das Geschäftsmodell des Hofes erläutern.

Unsicher? Besuchen Sie einen Demonstrationsbetrieb

Um zu überprüfen, ob die Tätigkeit für einen Interessenten geeignet ist, kann man in speziellen Betrieben in den Alltag der ökologischen Landwirtschaft erleben. In Deutschland gibt es 290 landwirtschaftliche Demonstrationsbetriebe, bei denen Interessenten sich über die täglichen Herausforderungen der Bio-Landwirtschaft informieren können. 

Die Auswahl an Betrieben ist sehr vielfältig – es gibt unter anderem Ackerbaubetriebe mit mehreren Tausend Hektar Fläche, Stutenmilch-Betriebe in Familienbesitz, Bio-Imkereien, aber auch Erlebnisbauernhöfe und kleinere Betriebe mit Direktvermarktung. Wer von Ihrer Expertise profitieren möchte, kann sich an die Koordinationsstelle der Demonstrationsbetriebe wenden. Sie hilft gerne bei der Auswahl eines Betriebes und der Organisation eines Betriebsbesuches, bei dem offene Fragen geklärt werden können und ein direkter Austausch mit Spezialisten für die Besonderheiten der ökologischen Landwirtschaft stattfinden kann.

So gelingt die Umstellung zur ökologische Landwirtschaft

Die zweite Möglichkeit, sich in der ökologischen Landwirtschaft niederzulassen, besteht darin, einen bereits bestehenden Betrieb umzustellen. Im Durchschnitt dauert dieser Prozess 2 bis 3 Jahre. Der erste Schritt besteht auch hier darin, das Projekt gut zu durchdenken und durch die verfügbaren Beratungsangebote in Ihrem Bundesland, alles in der richtigen Reihenfolge zu erledigen. Auch etablierte Landwirte müssen sich noch in den Techniken und Grundsätzen des ökologischen Landbaus weiterbilden. In jeder Region Deutschlands bieten Landwirtschaftskammern, Landwirtschaftsämter, Bio-Verbände und das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) kostenfreie Beratung und Begleitung an, um sich Klarheit zu verschaffen. Offiziell beginnt die Umstellung, wenn der Landwirt sich bei einer der zuständigen Öko-Kontrollstellen meldet und einen Kontrollvertrag abschließt. Hierbei hat der Betrieb freie Wahl bei der Kontrollstelle. 

Welche Schulungen sind für eine Umstellung auf ökologische Landwirtschaft erforderlich?

Bevor sie sich in die Verwaltungsverfahren stürzen, sollten die Anwärter auf eine Umstellung auf ökologischen Anbau an Schulungen teilnehmen, um ihre Kenntnisse aufzufrischen. Es gibt verschiedene Angebote, die von der Art der angestrebten Tätigkeit abhängen. Verschiedene Bio-Verbände und das BÖLN bieten bundesweit Fortbildungen an. Zusätzlich gibt es je nach Bundesland verschiedene Schulungs- und Fortbildungsangebote von Landwirtschaftskammern und lokalen Verbänden. Diese Programme sorgen für ein besseres Verständnis der Anforderungen des ökologischen Landbaus. Es ist ratsam, sich fortzubilden. Die Einhaltung dieser Standards wird schließlich später überprüft. Verboten ist etwa der Einsatz von GVO. Die Regeln für den ökologischen Landbau sind auf europäischer Ebene, EU-Verordnung Nr. 834/2007 und EU-Verordnung Nr. 889/2008 und auf nationaler Ebene in Deutschland hauptsächlich im Öko-Landbaugesetz festgelegt.

Administrative Schritte: der Kontrollvertrag zur ökologischen Landwirtschaft

Der erste Schritt nach der Anpassung an die Grundsätze des ökologischen Landbaus besteht darin, mit einer der zuständigen Kontrollstellen einen Kontrollvertrag abzuschließen. Diese meldet den Vorgang der zuständigen Behörde im Sinne der EU-Rechtsvorschriften (diese variiert je nach Bundesland).

Der Vertragsabschluss ist grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt möglich. Jedoch bieten sich für einen optimalen Ablauf der Umstellung besonders der Sommer (vor der Druschfrucht-Ernte) oder das Frühjahr (zum Vegetationsbeginn) an. Bei einer Inanspruchnahme der Ökoförderung muss der Kontrollvertrag spätestens zum Beginn des Förderzeitraums abgeschlossen werden, sprich dem 1. Januar des auf die Antragstellung folgenden Jahres. Bei der Wahl des optimalen Zeitpunkts sind die verschiedenen Beratungsstellen von großer Hilfe.

Während der Umstellungsphase wir ein erster Kontrollbesuch beim Landwirt durchgeführt, welche unter anderem die Betriebsbeschreibung, die Stallanlagen oder auch die Futtermittelzukäufe überprüft. Sollten Mängel festgestellt werden, sind diese bis zum Ende der Umstellungsphase zu beheben. Danach erfolgen jährlichen kostenpflichtige Betriebskontrollen, bei denen die Einhaltung der Standards der biologischen Landwirtschaft überprüft werden. Unangemeldete Kontrollen sind ebenfalls möglich.

Finanzielle Unterstützung während der Umstellung zur ökologischen Landwirtschaft

Es gibt verschiedene Fördermittel für die zwei- bis dreijährige Umstellungsphase und auch die folgende Fortsetzung der ökologischen Landwirtschaft wird gefördert. Einige dieser Zuschüsse müssen bereits vor der Umstellung beantragt werden. Es gelten zudem verschiedene Fristen je nach Bundesland. Hier gilt es also auch sich rechtzeitig zu informieren! Als Orientierung gibt es online verschiedene Fördergeldrechner, mit denen der voraussichtliche Betrag der Zuschüsse berechnet werden kann. 

Weitere finanzielle Hilfen für die ökologische Landwirtschaft

Neben diesen Finanzhilfen bei der Umstellung, die zu einem bestimmten Zeitpunkt beantragt werden müssen, gibt es noch weitere Programme und Fördermittel. Zunächst sind da die Direktzahlungen der EU zu nennen. Des Weiteren gibt es das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) und ein gemeinsames Programm von Bund, Ländern und EU den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).

Siegel und Zertifizierungen für die ökologische Landwirtschaft

Um eine Bio-Zertifizierung zu erhalten, ist es nach wie vor wichtig, dass Sie sich genau an die Vorgaben halten. Das bedeutet: keine Gros, Pestizide oder chemisch-synthetische Düngemittel verwenden und den Tierschutz und die Tiergesundheit respektieren. Es gibt verschiedene anerkannte Biosiegel, unter den bekanntesten ist das EU-Bio-Siegel, welches mindestens 95 % der Bestandteile des Produkts aus biologischem Anbau garantiert. In Deutschland gehören Bioland, Demeter und Naturland zu den bekannten Bio-Siegeln, die zudem als Anbauverband organisiert sind. Eine Mitgliedschaft bietet nicht nur einen Marketing-Vorteil für Ihre Produkte, sondern auch eine gemeinsame Interessenvertretung und Beratungsangebote durch den Verband. 

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