BEEsharing, das summende Netzwerk für mehr Ertrag

Hallo Otmar, zunächst einmal vielen Dank für deine Zeit und deine Bereitschaft dieses Interview mit mir zu führen. Beginnend würde ich dich gerne bitten “BEEsharing” vorzustellen.

Wir sind BEEsharing, die erste Plattform für professionelle Bestäubung, die Landwirtschaft und Imkerei miteinander vernetzt und aus dieser Vernetzung nicht nur das Thema professionnelle Bestäubung behandelt, sondern auch noch den transparentesten Honig Deutschlands an den Start gebracht hat, den wir unter dem Namen “Echt, ehrlicher Honig” vermarkten.

Wie seid ihr auf die Idee, die zur Gründung von “BEEsharing” geführt hat, gekommen?

Nils und ich haben Politikwissenschaft  an der Uni Hamburg studiert und wir haben den großen Vorteil, dass es im Gebäude der Fakultät ein großes Independent-Kino gibt, wo 2012 der Film “More than honey” gezeigt wurde. Wir haben ihn dort zum ersten Mal gesehen und relativ schnell unser Interesse an den Strukturen entdeckt. Daraufhin habe ich mich weiter in das Thema eingelesen, recherchiert et cetera. und meinen ersten Imkerkurs gemacht, woraufhin ich auch Nils auch relativ zügig mit dem Thema belagert habe. 2014 haben wir dann einen gemeinnützigen Verein gegründet, mit dem wir  dem Austausch rund um Bienen, Landwirtschaft, Bestäubung, Honig und so weiter einen Rahmen gegeben haben. Wir haben auch eine Zeit lang versucht die digitale Entwicklung über Stiftungen oder ander Fördertöpfe, die typischerweise für Vereine vorgesehen sind, finanzieren zu lassen. Das war zur damaligen Zeit einfach noch nicht so das Thema und dafür war auch schlichtweg kein Geld vorhanden, woraufhin wir die GmbH gegründet haben, um uns anderweitig, also mit Venture-Capital, finanzieren zu können. 

Welche Produkte und/ oder Dienstleistungen bietet ihr an und wie setzt sich der Preis der Produkte zusammen? 

Wir bieten den ersten Bestäubungsrechner weltweit an. Dieser Bestäubungsrechner ist kostenfrei. Dort kann sich ein Landwirt oder ein Berater der Landwirtschaft online auf unserer Seite ein Bild machen, welche Bienen er für seinen Anbauerzeugnis braucht, wie viele Bienen dieser Bienenart er für optimale Ergebnisse benötigt und was ihm die Bestäubung bringt, also welchen Ertragszuwachs er erwarten kann. 

Zusätzlich dazu haben wir noch ein Abruftool gebaut, um die zeitlichen Diskrepanzen zwischen Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, und Landwirten ein bisschen aufzulösen. Denn ein Landwirt hat häufig seine Bürozeiten zwischen 5h und 7h, während ein Betriebsmittelhändler typischerweise um 7h oder 8h anfängt zu arbeiten, und da ist der Landwirt schon auf der Fläche. Um dem vorzubeugen, was das Abrufmanagement unser Bestäuber angeht, also Bescheid zu sagen “Hey, jetzt kann es losgehen! Schick die Bienen los!” haben wir ein digitales Tool gebaut, was sich auch unter bestäubung-neugedacht.de bedienen lässt. 

Es entstehen erst Kosten, wenn ich etwas bestelle, also wenn ich als Landwirt errechnet habe, welche und wie viele Bienen ich für optimale Erträge benötige, dann kann ich per Knopfdruck diese Bestäuber bei uns oder bei unseren Vertriebspartner bestellen und dann auch die zeitliche Planung digital umsetzen.. Das heißt, man gibt uns einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen undnnerhalb dieses Zeitraumes gibt es einen Dashbouton, den der Landwirt drücken kann, woraufhin die Bestäuber innerhalb von zwei bis drei Werktagen bei ihm eintreffen und sich sofort an die Arbeit machen. 

Wie seid ihr zu der Expertise, die es braucht, dieses Modell zu entwickeln, gekommen?

Wir sind beide zertifizierte Bestäubungsimker. Wir haben uns in dem Bereich sehr intensiv fortgebildet und auch intensiv vorhandene wissenschaftliche Literatur, zumindest im Englisch- und Deutschsprachigen gesichtet und diese in eine Datenbank gegossen, die fortlaufend aktualisiert wird. 

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Landwirten/ Imkern aus? 

Wir verstehen uns als Vermarkter der Imkerei mit einem Fokus auf die Landwirtschaft, da in der Bestäubungsimkerei ein großer Teil der Ausbildung auch mit der eines Obstbauern zusammenhängt, zum Beispiel: wie soll man Pflanzenschutzmittel anwenden? Wie muss der Boden beschaffen sein? Woran erkenne ich, ob ein Baum krank oder gesund ist? Das sind alles auch Themen, mit denen sich Bestäubungsimker auseinandersetzen. 

Wir sind eine Schnittstelle zwischen Imkern und Landwirten, also auf beiden Seiten beratend und kooperierend aktiv. Wir müssen gucken, dass die Probleme, die zwischen Imkerei und Landwirtschaft oftmals bestehen, nicht noch durch unser System beflügelt werden. Ergo mussten und müssen wir mit beiden Seiten sprechen, um beiden Seiten überhaupt ein Angebot zu schaffen, das auch genutzt wird. Denn was nützt es mir, wenn Imker auf einer Seite ihre Bienen zu unhaltsamen Preisen für Landwirte anbieten oder andersherum eine Plattform existiert, auf der Landwirt ihre Nachfrage kommunizieren, aber gleichzeitig für den Imker keine Sicherheit besteht, ob seine Bienen diesen Einsatz überhaupt überleben werden. Das haben wir über gute, rechtliche Rahmenbedingungen in Form unserer AGBs geschaffen, was darauf hinausläuft, dass heute ein großer Teil unserer Arbeit der Austausch von Landwirtschaft und Imkerei ist. Dazu haben wir Formate geschaffen, wo wir Imker und Landwirte an einen Tisch zusammenbringen und uns austauschen.

Weiterhin sind wir in der Landwirtschaft nicht nur direkt mit den Landwirten sondern auch mit unseren Betriebsmittelhändlern unterwegs und schulen deren Mitarbeiter auf das Thema professionnelle Bestäubung. In diesen Schulungen sagen wir ihnen, worauf es zu achten gilt, was der Unterschied zwischen eine Honigbiene und einer Wildbiene ist, beispielsweise. Das sind alles Dinge, die wir unseren Vertriebspartnern mit an die Hand geben und darüber hinaus auch über Wildbienenschutz informieren, weil unsere Berechnungen natürlich von der  Wildbienensituation auf der Fläche ausgehend starten. Wenn die Wildbienensituation unserer Einschätzung von verschiedenen Bewertungskriterien nach eine schlechte ist, dann sieht unsere Berechnung auch anders aus. 

Welche Zielgruppe habt ihr? Wie erreicht ihre diese, sprich welche Vertriebskanäle nutzt “Bee Sharing”?

Zielgruppen haben wir eigentlich drei an der Zahl, wir haben zum einen Landwirte, Menschen in der Landwirtschaft, zum anderen  haben wir Imker, Menschen in der Bienenwirtschaft und wir haben den Endverbraucher. 

Wir versuchen sie über ganz verschiedene Kanäle zu erreichen. Was wir immer wieder feststellen ist, dass das Persönliche immer sehr wichtig ist. Vor allem sind wir bei unseren Betriebsmittelhändlern vor Ort, um sie zu schulen und nah an ihnen und ihren Kunden und entsprechenden Bedarfen zu sein. Auch für unsere Imker bieten wir verschiedene Schulungsformate et cetera an, wo wir mit den Imkern in den Austausch treten. 

Abschließend würde uns sehr interessieren, welche Projekte und Ziele ihr für die Zukunft habt, sowie wie Initiativen und Unternehmen wie BeeSharing die Landwirtschaft von morgen verändern können? 

Grundsätzlich ist unser Ziel, dass wir jede zweite Frucht weltweit einmal über unser System  berechnet und dann idealerweise auch bestäubt haben. Das heißt, wir wollen jeden zweiten Hektar mit unserer Software und optimalerweise auch mit unseren Produkten und unseren Lösungen erreichen. Diesen Service wollen wir auch weiterentwickeln. Wir sind davon überzeugt, dass  wir in den nächsten drei Jahren technisch dazu in der Lage sein werden unseren Kunden « Bestäubung as Service » anbieten zu können. Das heißt, der Landwirt kauft bei uns nicht mehr ein Produkt, von dem er überzeugt ist, dass es das Beste sei, sondern wir berechnen auf Basis wissenschaftlicher Kriterien die besten Produkte für seine Flächen und bieten dies als Servicepaket pro Hektar an 

Wenn es jetzt ganz konkret eine anfassbare Vision sein darf, sehen wir die Bestäubung als ein zentralen Bestandteil einer nachhaltigen bzw. nachhaltigeren Landwirtschaft.Denn wenn es uns als Gesellschaft gelingen soll bis 2030 Pflanzenschutzmittel um 50% und Düngemittel um 20% zu reduzieren, dann kann uns das nur gelingen, indem wir natürlich Potenziale bestmöglich und maximal ausschöpfen. Eines dieser natürlichen Potenziale, die Erträge signifikant erhöhen, ist eben die Bestäubung. Somit sehen wir  die Bestäubung als ein Schlüsselelement, um die Produktions- und Ertragssicherheit, trotz zu der erwartenden Einschränkungen im Bereich chemischen Pflanzenschutz, sicherzustellen. Ich würde BEEsharing insgesamt auch in  einem Paradigmenwechsel der Landwirtschaft verorten, der besagt, dass wir heute zwar weiterhin so viel möglich produzieren müssen, dies aber auch so ökologisch wie geschehen muss, und wenn dies gelingen soll, sind wir da sicher eine der Technologien, die dort einen entscheidenden Anteil leisten kann .

Ich danke dir sehr herzlich für deine Zeit und wünsche dir sowie Bee Sharing alles Gute für die Zukunft und weiterhin viel Erfolg.

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