Im Interview mit Farmitoo berichten Ivan Giovanett und Tobias Treis vom Weingut Sorentberg über ihre Leidenschaft für Riesling und die Einzigartigkeit ihres traditionell geprägten Weinanbaus.
Hallo Ivan und Tobias, könnt ihr euer Rekultivierungsprojekt in 2-3 Sätzen beschreiben?
Mit der Wiederanpflanzung der Traditionslage Reiler Sorentberg in einem Seitental an der Mittelmosel auf der Höhe der Burg Arras, haben wir uns im Jahr 2011 einen lang ersehnten Traum vom Anbau eines eigenen Spitzenrieslings erfüllt. Der Sorentberg ist mit seiner Gesamtfläche von 9,48 Hektar einzigartig. Sein Terroir ist ein Zusammenspiel vieler Faktoren, die ein bemerkenswertes Ganzes ergeben:
- 100 Prozent Südhang
- extreme Steigung mit einer mittleren Neigung von 80 bis 110 Prozent
- kühles Klima, da der Berg in einem gut durchlüfteten Seitental an der Mosel liegt
- einzigartiger Bodentyp, der sog. Wissenbachschiefer (Rotschiefer mit Muscheleinschlüssen), den es an der gesamten Mosel kein zweites Mal gibt
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang? Was ist Ihre Motivation hinter Ihrem Projekt?
IVAN: Ich komme aus einem klassischen Familienweingut in Südtirol. In diesem jahr feiern wir unser 50 Jähriges Weingutsjubiläum. Nach einigen Praktikas bei Weingütern im In-und Ausland hat mich in den Studienjahren 2003-2005 in Geisenheim die Leidenschaft für Riesling, den König der Weißweine, gepackt und nicht mehr losgelassen. Mir war klar, dass ich irgendwann mit dieser Rebsorte arbeiten möchte – aber wenn, dann richtig! Doch aufgrund der wärmeren klimatischen Bedingungen in Südtirol war es für mich nicht möglich in unseren Lagen Riesling auf Top-Niveau anzubauen. Die Chance, dies im klassischen Gebiet an der Mosel zu machen, konnte ich mir nicht entgehen lassen. So einen Gelegenheit bekommt man nicht alle Tage.
TOBIAS: Wein und Weinbau stehen in unserer Familie seit 1684 im Mittelpunkt. Ich kenne den Sorentberg bereits aus meiner Kindheit. Oft half ich meinem Vater dort bei der Arbeit. Als die Weinpreise vor zwanzig Jahren eibrachen, mussten wir den Hang aufgeben. Doch der verlassene Sorentberg hat mich immer weiter beschäftigt und mir war klar, dass ich dort irgendwann wieder Riesling anbauen möchte – aber wenn, dann richtig. Nachdem ich Ivan ein Luftbild geschickt habe, kam er vorbei und wir liefen den ganzen Tag über Sorent. Danach war eigentlich alles klar und ging sehr schnell.
Was ist euer Hauptprodukt? Was macht eure Weine besonders?
Unser Haupprotagonist ist die Rieslingtraube. Heute nun befinden sich am Steilhang rund 3,45 Hektar Rebfläche, daraus werden rund 15.000 Flaschen Rotschiefer Riesling aus der Junganlage und knapp 900 Flaschen Premium Riesling von den 1.000 Alten Reben gewonnen. Diese fast 100 Jahre alten, wurzelechten Reben wurden in mühsamer Kleinstarbeit von wuchernden Dornenbüschen freigeschnitten und neu aufgezogen. Die Freude war groß, als im Mai 2013 fast alle alten Reben wieder neu austrieben, im Juni blühten und im Oktober die ersten kleinen Träubchen zeigten. Unsere Alte Reben zeichnen sich durch ein geringeres Wachstum, tiefe Wurzeln und intensivere Beeren aus. Sie nehmen mehr Mineralstoffe aus tiefen Gesteinsschichten auf und verleihen dadurch dem Wein einen einzigartig würzige-mineralischen Geschmack.
Was mögen Sie an Ihrer Arbeit? Gibt es etwas, das Sie weniger mögen?
Das schöne an unserer Arbeit ist daß wir eigenständige Rieslinge produzieren können die es in dieser Art keine zweites mal gibt. Unser spezieller Rotschiefer Boden ermöglicht es uns Weine zu kletern die eine starke Persönlichekeit haben und von ihrer Herkunft erzählen. Dies spornt uns täglich in unserer Arbeit an.
Dabei kann die Arbeit im steilen Weinberg äußerst hart sein. Vor allem in den heißen Sommermonaten kommt man gerne mal an seine körperlichen Grenzen.
Gibt es zukünftige Projekte über die ihr sprechen möchtet?
An Ideen hat es uns noch nie gefehlt:
Das nächste große Projekt ist die Realisierung eines Großen „SORENTBERG – Schriftzuges“ im Hollywood Stil mitten im Weinberg. Alles bekannten Lagen an der Mosel haben solche Schriftzüge, nur der Sorentberg noch nicht. Das soll sich jetzt ändern. Des weiteren geht es darum die Reben in der Junganlage in ein natürliches Gleichgewicht zu bringen. Biologischer Anbau wäre das angestrebte Ziel, allerdings birgt eine langjährige Brachfläche dafür auch viele Tücken. Weiters gilt es jetzt die nötige kellerwirtschaftliche Infrastruktur zu schaffen: Kauf von neuen Holzfässern, sowie Edelstahltanks und Restaurierung einer 100 Jahre alter Korbpresse – damit sollen in Zukunft die Trauben der „Alten Reben“ gekeltert werden.