Im folgenden Beitrag im Farmitoo Blog haben wir das Vergnügen, die Kaffee Kooperative zu präsentieren. Die Kaffee Kooperative ist ein Social Business, welches fair-produzierte und fair-gehandelte Kaffeemarken aus Ruanda nach Deutschland importiert, um sie hier zu vermarkten. Im Interview mit Farmitoo erklärt Melanie Grundmann, Marketingleiterin bei der Kaffee Kooperative, was diese Kaffeemarken aus Ruanda auszeichnet und welche tollen Geschichten sie mit sich tragen. [Im oberen Bild das Team der Kaffee Kooperative: (von links) Xaver Kitzinger, Melanie Grundmann, Allan Muribu und Prof. Dr. Johannes Keil]
Guten Tag Melanie! Zu Beginn des Interviews würde ich Dich gerne bitten, die Kaffee-Kooperative kurz vorzustellen. Was ist die Kaffee-Kooperative und mit welcher Vision ist diese entstanden?
Hallo Federico. Zunächst einmal besten Dank für die Einladung. Die Kaffee-Kooperative ist ein deutsch-ruandisches Social Business. Wir kooperieren mit Kaffeekooperativen in Ruanda, um ihnen den Zugang zum deutschen Kaffeemarkt zu ermöglichen. Unser Ziel ist es, so viel Wertschöpfung wie möglich bei unseren Partner*innen in Ruanda zu belassen. Darum liegt der Produktionsprozess bis zur fertigen Bohne und Verpackung bei den Produzenten und Produzentinnen. Dazu muss man wissen, dass im Kaffeehandel meist nur der Rohstoff, also die grüne Bohne, gehandelt wird. In der Regel zu stark schwankenden Weltmarktpreisen, die mitunter zu gering sind, um davon leben zu können. Das wollen wir anders machen und darum unterstützen wir die ruandischen Kooperativen, die ihren Kaffee nicht nur anbauen, sondern auch verarbeiten und vermarkten. Wir kaufen dann nur noch das fertige Spitzenprodukt (in Ruanda wird fast ausschließlich hoch qualitativer Spezialitätenkaffee hergestellt) und verkaufen es an deutsche Konsument*innen.
Welche Produkte bzw. Produktlinien gehören zu Eurem Sortiment?
Aktuell führen wir die beiden Marken aus unseren ruandischen Partnerkooperativen. Café de Maraba wurde bereits bevor wir angefangen haben in Ruanda lokal verkauft. Wir haben die Marke dann nach Deutschland gebracht. Dann haben wir erfahren, dass sich die Frauen in den ruandischen Kooperativen in Gruppen zusammengeschlossen haben, um Kaffee anzubauen und sich gegenseitig zu unterstützen und auszutauschen. So entwickelten wir die Idee, einen von Frauen produzierten Kaffee und damit eine neue Kaffeemarke zu entwickeln, die komplett in den Händen der Produzentinnen liegt. Daraus wurde dann Angelique’s Finest #StrongWomenStrongCoffee- mittlerweile unser absoluter Bestseller 🙂
Aktuell arbeiten wir daran, den Musasa Bio-Kaffee in unser Sortiment aufzunehmen, den wir in Zusammenarbeit mit der GEPA auf den Markt bringen konnten. Die GEPA hat die Bio-Zertifizierung der ruandischen Kooperationen stark gefördert, so dass ein Teil der Ernte aus den ruandischen Kooperativen nun in Bio-Qualität verarbeitet werden kann. Mittel- bis langfristig werden wir noch weitere Kaffees in unser Sortiment aufnehmen, die komplett von der Bohne bis zum fertigen Produkt von den Produzent*innen hergestellt werden.
Welche Geschichten stecken hinter den Produktlinien/den Produkten der Kaffee Kooperative?
Sowohl Café de Maraba als auch Angelique’s Finest sind starke Marken aus Ruanda. Wenn man mal überlegt: Welche afrikanische Marke fällt dir ein? Vermutlich gar keine. Eben weil meistens nur Rohstoffe gehandelt werden, aber keine Veredelung in den Ursprungsländern stattfindet. So werden Länder in Afrika kaum Wege aus der Armut finden. Da setzen wir an. Durch unser Direkthandelsmodell und weil ein Teil unseres Teams vor Ort in Ruanda arbeitet, stehen wir in engem Kontakt zu unseren Partnerinnen und Partnern.
Das heißt, wir können ihre Geschichten in Bild und Ton einfangen und auch den direkten Impact dokumentieren. Das verleiht unseren Produkten eine hohe Glaubwürdigkeit.
Zum Beispiel wenn Kaffeebäuerin Marie berichtet, dass sie ihr Haus dank der Kaffee-Einnahmen reparieren konnte. Blicken wir auf Ruanda, kommen wir um den Genozid 1994 nicht herum. Danach gründeten sich die Kaffeekooperativen und das Land stellte auf den Anbau von Spezialitätenkaffee um. Ruanda ist ja ein sehr kleines Land und Kaffee eines der wichtigsten Exportgüter. Da viele Männer während des Völkermordes getötet wurden, spielten die Frauen beim Wiederaufbau eine wichtige Rolle.
Die Marke präsentiert die Leistungen der Frauen, von denen viele Witwen sind. Namenspatin ist übrigens Angelique Karekezi, die Geschäftsführerin des kooperative-eigenen Betriebs für die Verarbeitung und den Export des Kaffees. Sie kommt aus einer Familie von Kaffeebauern und weiß aus eigener Erfahrung, mit welchen Herausforderungen Frauen im beruflichen Leben zu kämpfen haben. Die Förderung von Frauen ist ihr ein wichtiges Anliegen, darum leitet sie auch das ruandische Chapter der Internation Women’s Coffee Association.
Wie genau funktioniert Eure Partnerschaft mit den Kaffee-Produzenten in Afrika?
Zunächst, Afrika ist ein großer Kontinent den man differenziert betrachten muss. Wir setzen auf Handel auf Augenhöhe und folgen daher einem Direkthandelsmodell. Einer der beiden Gründer von Kaffee-Kooperative arbeitet vor Ort in Ruanda und steht in direktem Austausch mit den Produzentinnen und Produzenten. Aus dem Produktionsprozess halten wir uns weitgehend raus, das können unsere Partner viel besser. Wir unterstützen aber gern mit neuen Ideen und geben das Feedback der Kunden weiter. So entsteht derzeit beispielsweise ein Transparenzmodell zur besseren Nachverfolgbarkeit des Kaffees.
Wo sind die Produkte der Kaffee-Kooperative erhältlich?
Die Kaffees gibt es bei uns im Online-Shop und online auf dm.de sowie in einigen Weltläden. Mittelfristig möchten wir natürlich in die Supermärkte, denn gerade Angelique’s Finest hat hier ein hohes Potential und hebt sich als Kaffee von Frauenhand von anderen Kaffees, auch Fairtrade, deutlich ab.
Anschließend würde ich Dich noch fragen, welche Eure Ziele und Projekte für die Zukunft der Kaffee-Kooperative sind.
Wir möchten mit Angelique’s Finest noch wachsen und den Absatz hier deutlich erhöhen. Außerdem möchten wir uns als Plattform für fair gehandelte und im Ursprungsland gefertigte Kaffees weiter ausbauen.