Im heutigen Beitrag im Farmitoo Mag präsentieren wir die Non-Profit-Organisation Fairventures, die sich für die Auffortsung und die Entstehung von Wertschöpfungsketten in Borneo und in Uganda einsetzt! Im Interview mit Farmitoo beschreibt Wolfgang Baum, Director of Development bei Fairventures, die Organisation, dessen Projekte und dessen Pläne für die Zukunft!
Guten Tag Herr Baum! Zu Beginn würde ich Sie gerne fragen, ob Sie kurz Fairventures vorstellen könnten: Was ist Fairventures und welche Vision prägt diese Organisation?
Wir sind eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in Stuttgart, die mit Kleinbauern in Indonesien und in Uganda zusammenarbeitet, um degradiertes Land mit Nutzhölzern und Nahrungsmitteln wieder aufzuforsten und die entsprechenden Wertschöpfungsketten zu entwickeln. Unser Ziel ist es, damit dem Klimawandel entgegenzuwirken, Ökosysteme zu schützen und den Menschen vor Ort eine langfristige ökonomische Perspektive zu bieten.
Fairventures agiert auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette des Holzes. Könnten Sie uns erklären, auf welcher Art und Weise Fairventures in jeder dieser Ebenen agiert?
Das Herzstück unserer Arbeit ist die Wiederaufforstung von degradierten Flächen, also Flächen, die früher einmal bewaldet waren, wo der Wald aber zerstört wurde und damit auch die Fruchtbarkeit des Bodens stark zurückgegangen ist. Im Gegensatz zu anderen Aufforstungsorganisationen wählen wir die Baumarten aber nicht nur nach ökologischen, sondern auch nach ökonomischen Kriterien aus. Darum sind wir besonders an schnellwachsenden Pionierbaumarten interessiert, die auf schlechten Böden wachsen können, und die bereits nach 7-10 Jahren erntereif sind. Zudem können zwischen den Baumreihen Nüsse, Früchte und Obst angepflanzt werden. So können Kleinbauern kurzfristig von den Zwischenfrüchten und langfristig vom Holzverkauf profitieren. Durch unsere intensive Arbeit mit der holzverarbeitenden Industrie kennen wir die Bedarfe der Verarbeiter und pflanzen Hölzer, für die es eine hohe Nachfrage gibt. Mit unseren Aufforstungen schaffen wir so eine nachhaltige Rohstoffquelle, die auch Druck von den Naturwäldern nimmt. Neben den Bauern arbeiten wir auch mit den Regierungen von Indonesien und Uganda, Universitäten und Unternehmen zusammen, um ein System zu entwickeln, in dem alle Akteure von der Aufforstung profitieren. Wir unterstützen indonesische (und bald auch ugandische) Unternehmen bei der Entwicklung von neuen Holzprodukten und beim Zugang zum europäischen Markt. In Deutschland arbeiten wir mit dem Verband der Holzhändler GD Holz und verarbeitenden Unternehmen an neuen Produkten und nachhaltigen Lieferketten. Wir glauben, dass nur solch ein ganzheitlicher Ansatz zum Erfolg führen wird.
Wie funktioniert eine Zusammenarbeit mit Fairventures, bzw. wie kann man mit Eurer Organisation eine Kooperation beginnen?
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für eine Kooperation mit uns. Wir bieten sogenannte Feld-Patenschaften an. Mit einer Feld-Patenschaft kann ein Unternehmen die Pflanzung und Pflege eines Agroforst-Feldes, sowie das Training und die Begleitung der lokalen Kleinbauern finanzieren. Auf unserer interaktiven Webmap werden die Feldpaten dann verlinkt und können die Wirkung ihrer Unterstützung so direkt und transparent nachverfolgen. Andere Unternehmen unterstützen uns z.B. durch Absatz-Spenden durch den Verkauf ihrer Produkte. Bei Fairventures ist uns bewusst, dass unser Erfolg von unseren Partnern abhängt. Daher sind wir jederzeit offen für neue Partnerschaften und gehen gerne auch auf die Bedarfe unserer Partner ein.
In Zukunft möchten wir auch stärker im Bereich der CO2-Kompensation tätig sein. Dafür entwickeln wir derzeit eine digitale Plattform, die transparent darstellt, wie und wo die Kompensationsleistung erfolgt.
Könnten Sie uns einige vergangene oder derzeitige Projekte von Fairventures nennen und uns diese kurz beschreiben?
In diesem Jahr hat die Fairventures gemeinsam mit über 1.000 Kleinbauern den Meilenstein von einer Million verteilter Setzlinge auf Borneo erreicht und damit 570 Hektar an Brachland wiederbelebt. Zugleich haben wir mit der holzverarbeitenden Industrie Prototypen für neue Holzprodukte zur Anwendung im Holzbau entwickelt.
In Uganda konnten wir die ersten 400 Kleinbauern trainieren und mit insgesamt 25.000 Baumsetzlingen zur Aufforstung befähigen. Auch 300 Berufsschüler haben dort ihre Agroforstausbildung an unseren Partnerschulen begonnen.
In beiden Ländern läuft die Aufforstung mit Kleinbauern weiter, und wir entwickeln momentan neue Geschäftsmodelle für Aufforstung, um neben Spenden auch Investments umsetzen zu können. Unser for-profit Schwester-Unternehmen Fairventures Social Forestry GmbH hat die ersten Investitionen eingeworben und damit bereits 100 Hektar in Borneo wieder aufgeforstet.
Im Anschluss: Welche sind die zukünftigen Ziele und Projekte von Fairventures?
Um mit den Lernerfahrungen und Partnerschaften aus den vergangenen Jahren einen noch größeren Beitrag zu leisten, haben wir uns ein neues Ziel gesetzt und möchte in den nächsten Jahren 100 Millionen Bäume auf Borneo pflanzen. In Uganda streben wir im nächsten Schritt an, eine Million Bäume zu pflanzen und genau zu verstehen, wie großflächige Aufforstung unter den lokalen Gegebenheiten erfolgreich sein kann. Parallel arbeiten wir an unserer App TREEO und weiteren digitalen Ansätzen, um Aufforstung transparenter und zugänglicher zu machen und Kleinbauern weltweit zu unterstützen.