SeedForward – Nachhaltige und regenerative Landwirtschaft

Im Interview mit Farmitoo berichtet das mit dem EXIST-Gründerstipendium ausgezeichnete AgTech Startup SeedForward über ihren Beitrag zur “enkelfähigen Zukunft”.   

Guten Tag, können Sie uns erzählen, wie SeedForward entstanden ist und was Seedforward macht?

Sehr gerne. SeedForward hat seinen Ursprung eigentlich in Südafrika. Dort haben wir Gründer (Jan Ritter, Agrar- und Pflanzenwissenschaftler und Jacob Paul Bussmann Forst- und Umweltwissenschaftler) uns bei der Arbeit als Agrarberater kennengelernt. Die größte Herausforderung ist für uns seitdem: Die Anpassung der Landwirtschaft an Klimawandel und die Verödung der Böden. Wir haben schon früh erkannt, dass der Bedarf an einer nachhaltigen und effizienten Landwirtschaft enorm ist – ein Transformationsprozess jedoch Zeit braucht. Damals hat sich die Idee einer Teillösung – eines Bausteins im Anbauverfahren entwickelt. Eine Saatgutbeschichtung, welche die natürlichen Potentiale von Saatgut und Pflanze unterstützt, die Ertragsstabilität erhöht und dabei einen positiven Effekt auf Boden und Biodiversität hat. Da sich die Umstände für eine Unternehmensgründung in Südafrika als schwierig herausstellten, entschieden wir uns in Deutschland durchzustarten. 

In Deutschland sind wir auf wertvolle Kontakte gestoßen. Angefangen hat alles mit der Unterstützung der lokalen Forschungseinrichtungen, wichtigen Mentoren und Mittelständlern, die bereits früh bereit waren Kapazitäten bereitzustellen. Das EXIST-Gründerstipendium hat uns den finalen Pusch für die Gründung ermöglicht. Durch zahlreiche Förderprogramme und dank der Unterstützung der Bruno Steinhoff Stiftung für Wissenschaft und Forschung und der Aloys und Brigitte Coppenrath Stiftung hatten wir das nötige Startkapital, um unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auszuweiten. Wir haben von Anfang an eng mit Landwirten und Partnern entlang der ganzen Wertschöpfungskette zusammengearbeitet, um die Produkte praxisnah und zielgerichtet zu entwickeln. Denn im Mittelpunkt steht der Landwirt und seine individuellen Herausforderungen. Mittlerweile sind nach dem Markteintritt von MAISGUARD und GRAINGUARD auch die zeitnahe Einführung der Gemüse- und Saatgutbehandlungen in Planung.

Wir arbeiten auf mehreren Ebenen für den globalen Übergang zu einer nachhaltigen und regenerativen Landwirtschaft. Dabei leistet das Unternehmen einen Beitrag zu Forschung und Entwicklung, Lösungen für eine klimaangepasste Landwirtschaft zu finden, leistet Öffentlichkeitsarbeit für mehr Transparenz in der Landwirtschaft und vermarktet biotechnologische Produkte für Boden, Saatgut und Pflanzen. Fokus liegt momentan auf der Entwicklung von ökologischen Saatgutbeschichtungen und Biostimulanzien mit dem Ziel Pflanzen, Saatgut und Boden widerstandsfähiger gegenüber Klimawandel zu machen, stabiles Wachstum zu fördern und somit Ertragsstabilität zu ermöglichen. Oberste Priorität ist dabei der Umwelt nicht zu schaden, sondern im Gegenteil Biodiversität und Bodenleben zu fördern. 

Wie sieht der Mehrwert aus, der Seedforward den Landwirten erbringt? Was ist der Vorteil gegenüber herkömmlichen Saatgutbeschichtungen / Düngemitteln?

Der Mehrwert für den Landwirt besteht darin, dass er durch den Einsatz unserer Produkte mit einer erhöhten Produktivität rechnen kann und gleichzeitig keine negativen Umwelteinflüsse befürchten muss. Wiederholbare Ergebnisse zeigen, dass durch den Einsatz unserer Saatgutbehandlungen das Wurzel- und Pflanzenwachstum erheblich gesteigert wird und dadurch häufig auch der Einsatz von Düngemitteln reduziert werden kann. Ökonomisch ist neben diesen Effekten auch der vergleichbare Preis zu herkömmlichen Saatgutbeschichtungen. Darüber hinaus kann der Anwender außerdem sicher gehen, dass er seine Ertragsstabilität auch im Falle weiterer EU-Verbote von chemisch-synthetischen Substanzen absichert. Wir arbeiten von Beginn an mit verschiedenen unabhängigen Institutionen zusammen, um objektive Testergebnisse zu garantieren und stellen die Ergebnisse Landwirten und der Öffentlichkeit zu Verfügung. Die enge Zusammenarbeit mit Landwirten und Saatgutfirmen, die wir von Anfang an pflegen, hat dazu geführt, dass unsere Produkte auf den Anwender und seine Bedürfnisse abgestimmt sind. Oft werden in unserer Branche Produkte entwickelt, ohne darauf zu achten, was in der Praxis benötigt wird, die Umsetzung funktioniert dann meist nicht. 

Der ausschlaggebende Unterschied zu herkömmlichen Saatgutbeschichtungen besteht darin, dass die Substanzen auf natürlichen Materialien basieren. Sie bestehen aus zugeschnittenen Mikroorganismen, Extraktstoffen und wichtigen Nährstoffen. Dabei sind die Behandlungen komplett individualisierbar – an Saatgut, Standort oder innovative Sätechnik. Somit wird garantiert, dass der Boden und das Grundwasser nicht durch chemisch synthetische Stoffe verunreinigt werden und das Bodenleben gefördert wird. 

Die FREYA Saatgutbeschichtung deckt im Gegensatz zu herkömmlichen Mitteln zahlreiche Aspekte ab. Sie macht die Pflanze und das Saatkorn widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und extremen Wetterbedingungen und fördert das Wachstum und die Ertragssicherheit

ALMA ist unser organisches Düngemittel, das sowohl für kräftiges Pflanzenwachstum als auch für nachhaltige Bodenfruchtbarkeit sorgt. Die verschiedenen Düngemittel versorgen die Pflanze mit allem was sie braucht, um ihr Wachstum zu fördern und gleichzeitig die Bodenstruktur zu verbessern. Alle Düngemittel entsprechen den Anforderungen der EU-BIO-Verordnung VO (EG) 834/2007.

Wie verändert Seedforward die Landwirtschaft der Zukunft (bpsw. hinsichtlich Nachhaltigkeit)?

Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz in der Unternehmensentwicklung. Dabei setzen wir nicht auf kurzfristigen Profit, sondern auf langfristige „enkelfähige“ Innovation. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit sind für uns von gleichwiegender Bedeutung; Soziales, Ökonomisches und Ökologisches müssen in Balance zueinanderstehen. Um auf verschiedenen Ebenen den globalen Übergang zu einer nachhaltigen und regenerativen Landwirtschaft zu erreichen, beziehen wir jeden Agrarbetrieb, egal welcher Konvention, in unser Unternehmensmodell mit ein. Die Zusammenarbeit mit Saatgutfirmen, Handelshäusern und allen Teilnehmern der Wertschöpfungskette sind für uns die Grundlage um flächendeckend eine Veränderung erzielen. Die Teillösungen, welche SeedForward entwickelt, sind eingebettet in ein komplexes Gesamtsystem, welches aktuell vor vielen Herausforderungen steht. Diese können nur gemeinsam und an lokale Bedingungen angepasst, gelöst werden. Die Weiterentwicklung von Anbauverfahren, welche auch unter Extremereignissen funktionieren und den Boden und Biodiversität aufbauen gehört aus unserer Sicht zur Königsdisziplin in der Landnutzung. Wir versuchen hier unseren Beitrag zu leisten. Es ist uns besonders wichtig mit vielen unabhängigen Instanzen zu arbeiten, um transparente und objektive Ergebnisse zu erhalten und auf die Herausforderungen der Praxis aufmerksam zu machen. Darüber hinaus engagieren wir uns in Fachgremien, Verbänden und auf Veranstaltungen, um einen konstruktiven Dialog und positive Entwicklung zu einer regenerativen Landwirtschaft zu fördern

Wie sehen Ihre kommenden Projekte aus? Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?

Im Frühjahr 2019 haben wir bereits unser Produkt MAISGUARD, die ökologische Saatgutbeschichtung für Mais, für circa 5000ha verkauft. Unser Ziel ist es, neben MAISGUARD weitere Saatgutbeschichtungen für Getreide und Gemüse auf den Markt zu bringen. GRAINGUARD, unsere Getreide Saatgutbeschichtung, ist aktuell im Abschluss der Testphase und wird bereits im Herbst 2019 GRAINGUARD auf den Markt kommen, 2020 wird dann die Saatgutbeschichtung für Gemüse- und Hanfsaatgut hinzukommen. 

Neben weiteren F&E Projekten zu Wachstumsstimulanzien in der Pflanzenvermehrung und effektiver Düngung von Sonderkulturen, wird auch zukünftig der Fokus auf Innovationen für Saatgut liegen. Die nächsten Schritte liegen hier vor Allem im europäischen Ausland. Mit unserem multidisziplinären Team sehen wir einer spannenden und herausfordernden Entwicklung in einer sich wandelnden Branche entgegen. Dabei freuen wir uns über weitere Partner, die die Reise zu einer enkelfähigen Landwirtschaft beschreiten.

Vielen Dank an SeedForward von Farmitoo für das Interview!

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