Hallo Adraian zunächst einmal vielen Dank für deine Zeit und deinee Bereitschaft dieses Interview zu führen. Beginnend würde ich dich gerne bitten “Edapro” vorzustellen.
Edapro wurde 2016 gegründet von drei Umweltingenieuren der Züricher Hochschule für Angwandte Wissenschaften. Wir drei waren an derselben Hochschule und haben nach einer Lösung gesucht, auf Sportplätzen, vor allem Golf- Rasenplätzen, eine biologische Alternative für den Pflanzenschutz zu finden. Dort ist ein Kollege auf die Idee gekommen mit Komposttee zu arbeiten. Das hat er zuerst bei einem “Do-It-Yourself” Tutorial auf Youtube gesehen, wie man ein Pflanzenstärkungsmittel aus Kompost herstellen kann. Diese Idee haben wir zu dritt aufgegriffen und verschiedene Arbeiten während unser Studienzeit darin gemacht. Auf dem Golfplatz hatten wir dann sehr gute Ergebnisse, was dazu geführt hat, dass die Universität uns gefragt hat, ob wir an ihrem Programm “Innovation to Business” mitmachen wollen, bei dem wir einen Start-Up-Advisor bekommen haben, der uns geholfen hat, die Firma zu gründen und zu schauen, wie wir das Businessmodell umsetzen können.
Wie seid ihr auf die Idee, die zur Gründung von “Edapro” geführt hat, gekommen?
Wir sind da eher reingerutscht. Es war nicht unser Ziel, eine Firma zu gründen, aber im Endeffekt hat es sich so ergeben, weil wir eigentlich auch durch unsere Masterarbeiten einen ersten Großkunden gewonnen haben.
Für unser erstes Startkapital haben wie ein Crowdfunding gemacht, welches wir erfolgreich abschließen konnten, und somit das Kapital zusammen hatten, um die Firma, eine GmbH zu gründen.
Welche Produkte und/ oder Dienstleistungen bietet ihr an und wie setzt sich der Preis der Produkte zusammen?
Die Produkte, die wir verkaufen, sind Komposttee-Maschinen, in denen man den Komposttee vor Ort selbst herstellt. Diese Maschinen werden in der Schweiz hergestellt. Die Landwirte, die Greenkeeper und so weiter stellen also den Komposttee selbst her. Wir liefern dann zusätzlich noch den Kompost und die Nahrung, die es braucht, um die Mikroorganismen zu ernähren. Du kannst dir das ein wenig wie eine Nescafé-Prinzip, man kauft eine Kaffeemaschine, die unterschiedlichen Kaffeekapseln, um dann den Kaffee bei sich selber herzustellen.
Was uns bei unserem Produkt wichtig ist, ist der Zusammenhang zwischen einem gesunden Boden und viel Humus sowie der Gesundheit von Lebensmitteln. Denn unsere Lebensmittel haben heute vielfach einen Spurenelementemangel, was eigentlich in der westlichen Gesellschaft auch dazu führt, dass viele Menschen ein wenig mangelernährt sind. Dies hat seine Gründe in der industrielle Landwirtschaft mit den hohen Stickstoff-, Phosphor- und Kalium-Werten durch Düngemittel und die Pflanzen somit einseitig ernährt sind. Das führt wiederum auch bei Menschen zu einer einseitigen Ernährung. Vor allem jetzt, wo wir in der größten Gesundheitskrise stecken, finde ich, dass es wichtig zu wissen ist, dass viel mit der Ernährung und der Landwirtschaft zusammenhängt.
Welche Zielgruppe habt ihr? Wie erreicht ihre diese, sprich welche Vertriebskanäle nutzt “Edapro”?
Allgemein gesehen besteht unsere Zielgruppe aus drei Bereichen, der Landwirtschaft, Golfplätzen und der Baumpflege, in Form von öffentlichen Einrichtungen aber auch privaten Unternehmen, die Baumpflege als Dienstleistung, Bäume zu schützen und die Mikrobiologie zu bestärken, anbieten.
Wir vertreiben unsere Produkte sehr breit. Inzwischen haben wir die meisten Kunden aus der Landwirtschaft, aber wir haben auch eben Golfplätze und die Baumpflege als Kunden. Interessanterweise kommen die meisten Kunden auf uns zu, wir geben dann die Beratung dazu und verkaufen dann in den meisten Fällen unsere Produkte.
Wir nutzen viele Events und Veranstaltungen in der Start-Up- Szene, was bewirkt, dass in Fachzeitschriften und Zeitungen Berichte über uns gab. Außerdem nutzen wir Social-Media-Kanäle, wo wir versuchen Leute zu erreichen. Es bleibt aber auch weiterhin sehr wichtig, die Kunden anzurufen. Vor allem im Golfbereich und bei der Baumpflege rufen wir direkt unseren Kunden an und schreiben Emails.
An Ausstellungen teilzunehmen wäre dieses Jahr eigentlich auch ein großes Ziel dieses Jahr gewesen, aber das fiel dann ins Wasser, wir werden schauen, wie sich das in Zukunft entwickelt.
Abschließend würde uns sehr interessieren, welche Projekte und Ziele ihr für die Zukunft habt, sowie wie Initiativen und Unternehmen wie Edapro die Landwirtschaft von morgen verändern können?
Wir wollen die Landwirte wieder selbstständig machen. Mit unserem Produkt geben wir einen Teil der Wertschöpfung zurück, indem ein Landwirt seine Pflanzenstärkungs- und Pflanzenschutzmittel wieder selbst herstellen kann. Wir möchten vor allem im Bereich Humusaufbau und der natürlichen Pflanzenstärkung vorwärts kommen. Unser Ziel ist es eigentlich, Böden zu stärken und die Biodiversität zurück zu geben, damit natürliche Funktionen wie Humusaufbau und die Nährstoffe ohne großen Einsatz von Düngemittel wieder funktionieren.
Wir sehen das Thema sehr ganzheitlich, denn, wie schon erwähnt, ist uns der Zusammenhang zwischen einem gesunden, humusreichen Boden und der Ernährung von Menschen sehr wichtig. Vor allem jetzt in einer der größten Gesundheitskrisen, die wir erleben, ist es meiner Meinung sehr wichtig, diesen Zusammenhang zwischen industrieller Landwirtschaft und einer teilweisen Mangelernährung in westlichen Gesellschaften zu verstehen sowie dieses Problem durch beispielsweise die Ersetzung von industriellen Dünger durch Komposttee zu lösen.
Ich danke dir sehr herzlich für Ihre Zeit und wünsche dir sowie Edapro alles Gute für die Zukunft und weiterhin viel Erfolg.